Hallihallo, ich bin der Moritz.

Ein Graupapagei das bin ich, ganz grau mit einen roten Schwänzchen.

Ich bin vor 17 Jahren im Alter von einem halben Jahr zur Silvia

und Papa Peter gekommen.

Sprechen und pfeifen kann ich, am allerbesten aber kann ich schimpfen.

Schimpfen wie Silvia, das mache ich am Gernsten.......wenn Silvi mit mir

schimpfen tut, dann meckere ich immer mit....oder ich mach einfach puuuuhhhh,

das kann sie nicht leiden und meckert dann noch mehr und das finde ich gut.

Als ich zu den beiden kam war ich wie schon erzählt noch recht jung (1/2 Jahr alt ).

Die haben mich dann in einen großen runden Käfig eingesperrt und in die Küche

geschoben. Da war immer ne Menge los. Nur raus durfte ich damals noch nicht,

weil ich mich erst mal an die beiden und die Umgebung gewöhnen musste.

So gingen einige Tage dahin.

Als ich so den 3. oder 4. Tag bei Silvia und Peter war habe ich mir mal erlaubt

während Silvia in der Küche mit Staubsaugen beschäftigt war, ein kleines

Liedchen zu pfeifen , das ich beim Züchter gelernt hatte.

Plötzlich wurde der Staubsauger abgeschaltet und Silvia fing herzhaft an zu lachen.

Peter kann aus seinen Zimmer gelaufen und beide fragten mich ob ich

„Du bist verrückt mein Kind“ gepfiffen habe. Natürlich war ich das....

und das wiederholte ich sofort noch mal, begleitet von dem Lachen der beiden.

Ab da war der Bann gebrochen.

Hier und da reichten mir Silvi und Papa Peter mal Leckereien durch die 

Käfigstangen. Später haben die beiden die Käfigtür geöffnet und gaben mir

die Leckerchen so.

Schlimm war es nicht als ich mir zum ersten mal ein Leckerchen holen musste,

wo ich noch auf eine Hand der beiden steigen musste.

Also die Hände der beiden sind schon i.O., die tun mir nix.

Auch wenn sie mal meine Krallen schneiden, klettere ich auf Silvias Hand, die

mich ganz lieb festhält, Peter setzt sich seine Lesebrille auf und schneidet

meine Krallen. Manchmal lässt er noch kleine Stückchen dranne, die schrubbel 

ich dann aber wieder ab wenn ich auf meinen Käfig sitze.

Toll finde ich auch wenn ich gebadet werde. Peter nimmt mich dann mit ins 

Badezimmer, macht die Dusche an, kontrolliert die Wassertemperatur und dann.....

oh is dat schön.........überall muss das Wasser hin nur nicht inne Augen und

inne Nase, das mag ich nicht - da muss ich immer niesen.

Wenn ich dann ganz nass bin, werde ich in ein ganz weiches Handtuch eingewickelt

und abgeschrubbelt.

Nach dem Baden bin ich immer sehr müde, dann halte ich erst mal ein Schläfchen.

Gut erholt nach der Schlummerei und fast wieder trocken, rücke ich mir mein

Federkleid zurecht, mit den Flügeln schlagend versuche ich noch schneller trocken

zu werden. Ups, meine Schwungfedern sind nicht gestutzt, Peter und Silvia mögen das

nicht und fast wäre es ihnen zum Verhängnis geworden.

Und das war so:

Ich, der Moritzmann, fliege so ab und zu meine Runde durch das große Wohnzimmer.

Am Liebsten bin ich auf der Tür zum Flur gelandet, da kann man schön knabbern.

Aber auch Papa Peters neue Infinity Kappa 9 Boxen waren ein guter Landeplatz.

Als ich da mal probieren wollte, wie gut das Holz ist, habe ich lausige Schimpfe

von Papa Peter bekommen ( der schimpft sonst nie mit mir ).

Einen Abend, es war im Juli 1984, der 3. war’s, saß ich so auf meinen Käfig,

Papa Peter machte sich bereit um zur Arbeit zu gehen und Silvia legte Wäsche

zusammen, die sie weglegen wollte.

Als Silvi die Haustür aufmachte, machte ich mich fliegend auf den Weg Richtung 

Wohnzimmertür, dort kam ich nicht so richtig an, also flog ich weiter und....

durch die offene Haustür nach draußen.

Da war nun meine Freiheit, weg war ich.....allein.

An Vieles das ich während meiner Freiheit erlebt habe kann und will ich mich nicht

mehr erinnern. Es war schrecklich. Aus einer wohlbehüteten Wohngemeinschaft

mit Peter und Silvia abzuhauen war echt nicht gut.

Und dann kam der Tag wo ich irgendwo in Werne (das sind ca. 8 km von meiner

Heimat entfernt ) auf einem Baum saß und mich umsah, pfeifend und rufend nach Silvia

oder Peter. Da fiel ein Schuss und ich spürte, wie mein linker Flügel wahnsinnig 

schwer wurde. Mir wurde schwummerig und ich fiel vom Baum.

Woran ich mich dann erinnere ist, dass man mich in einen Hühnerstall eingesperrt 

hatte, wildfremde, unfreundliche Menschenaugen blickten mich an.

Ich war ganz allein und unendlich traurig, dazu schmerzte auch noch mein linker

Flügel. Ganz blutig war ich auch noch. Zwei Wochen war ich jetzt in Freiheit 

und hatte wahrlich keinen guten Tausch gemacht.

Dann kam ein Tag mit Riesengeschrei und fremder Geräusche.

Man holte mich, in einem kleinen Vogelkäfig eingesperrt, aus meinem Gefängnis.

Viele Leute standen auf einem großen Hof.

Unter den Leuten waren auch zwei Polizisten (wie mir Silvia hinterher erzählte),

die die Herausgabe des Papageis, also mich, forderten......und dann sah ich sie...

...meine Silvia, die kam auf mich zu, sperrte den Käfig auf und hob mich auf ihre Hand.

Ich habe mich dann sofort bei Silvia angekuschelt und versteckt, vorher aber habe ich mich

bemerkbar gemacht, das ich sie wiedererkannt habe.

Auf die Frage des einen Polizisten, ob ich Silvias Moritz sei, beantwortete

meine Silvi diese Frage mit jau.

Dann durfte ich wieder mit nach Hause fahren.

Silvias Papa fuhr den Wagen, weil Peter arbeiten war.

Ich hab mich die ganze Fahrt nur an meine Silvia angekuschelt.

Erst zu Hause habe ich mich dann wieder ganz sicher gefühlt und mir geschoren,

nie wieder abzuhauen.

Als Papa Peter dann nach Hause kam, hat der geweint, ich weiß auch nicht warum

(ich war doch wieder da...seine kleine Stinkemaus).

Am nächsten Tag sind wir gemeinsam dann zum Tierarzt Erhard Schulze gefahren.

Da wurde mein Flügel geröntgt. Der Flügel ist gebrochen und 

eine Schrottkugel sitzt noch im Flügel war die Prognose( ich wusste nicht was 

das heißt - aber Sorgen brauchte ich mir wohl nicht zu machen ).

So wurde dann mein Flügel mit Klebeband angeklebt.

Die erste Zeit mit den Klebepflaster war recht anstrengend, weil ich mich ja

nicht so bewegen konnte wie sonst, aber es klappte nach einiger Zeit recht gut. 

Nach gut 3 Wochen hab ich dann angefangen mir das Pflaster abzufressen.

Peter und Silvia haben dann ganz vorsichtig die Reste des Pflasters entfernt.

Ab und zu lasse ich nun mal den Flügel hängen aber fliegen, das kann ich schon 

wieder.

So habe ich mich dann wieder sehr gut erholt von meinem Ausflug.

Einige Jahre später bekamen wir Zuwachs in unserer Familie.

Eines Tages kamen Papa Peter und Silvia mit einem kleinen vierbeinigen

weißen langohrigen Hündchen wieder.

Sie holten mich aus meinen Käfig und stellten mir den kleinen, weißen Fratz als "Rambo"

vor. Rambo sollte ab dann mein Bruder sein.

Und den habe ich sofort ins Herz geschlossen. Rambo war immer so tapsig und

dummelig. Immer wenn ich ihn mal mein Köpfchen zum kraulen hingehalten habe,

ist der abgehauen, warum auch immer. 

Wir beiden kommen sehr gut miteinander aus.

Wenn Rambo mal den Sand aus meinen Kletterbaum rausschaufelt und sein Leckerchen

verbuddeln will, sage ich nichts. Silvia schimpft dann immer mit mir, ich solle das

melden, aber verpetzt man seinen kleinen Bruder ???

Und immer wenn Silvia und Papa Peter mir mal ein Leckerchen geben, sitzt mein

kleiner Rambo immer unten auf meinen Teppich und wartet auf die Stückchen, die 

ich fallen lasse.

Nur an seinen Futterpott, da darf ich nicht dranne, ich weiß noch genau

wie der mich angeknurrt hat, als ich mal ein Blick auf sein Futter werfen wollte.

Komisch....ich wollte nur gucken, Maggie, die lässt er an sein Futterpott und fressen 

das darf die auch. Maggie ist eine Golden Redriverhündin, sie gehört zu Ralf und

Irma, ab und zu kommen die mal zu Besuch.

Das Beste aber ist, die große Maggie hat vor mir Angst.

Ich brauchte nur mal mit meinen Flügeln zu schlagen und schwups, saß Maggie in

der Wohnzimmertür und traute sich nicht mehr herein.

Aber als wieder Leckchen verteilt wurden, war sie wieder da. Ich bekam auch meinen

Anteil und wie das der Zufall so wollte, oder auch nicht, fiel ein Stückchen auf

meinen Teppich. Maggie hatte alles genau beobachtet, ich war gespannt was passiert.

Ganz lang machte sich Maggie auf und robbte auf das Stückchen zu. Auf ein kurzes 

Flügelschlagen, saß sie wieder in der Wohnzimmertür.

So´ne Bangehippe habe ich noch nie gesehen.

Aber beim zweiten Anlauf hat sie sich das Stückchen geschnappt und beobachtete 

mich weiter, ob ich vielleicht noch ein Leckerchen habe. Doch ich hatte nichts mehr

zum locken, zu schade aber auch. Wenn Maggie jetzt zu uns kommt, behandelt sie

mich mit dem mir zugehörigen Respekt.

Im Urlaub sind mein Kumpel Rambo und ich dann immer bei Mama Edelgard und Gerd

( das sind Silvias Eltern ). Da gefällt es mir auch sehr gut, weil ich da der King bin.

“Oh warte“, macht Mama Edelgard immer mit mir und ich mit ihr. Ab und zu 

geht sie mir ja aufn Keks, dann zwick ich sie mal kurz und sie schimpft mit

mir: “Du alter Räuber“ sagt sie dann immer, genauso wie Papa Peter. Das ich einer

bin das weiß ich selber, aber ich höre es so gerne. Ganz toll finde ich, wenn

Mama Edelgard mit ihrer hellen Stimme „Aua“ sagt, das kann ich auch sagen,

aber das würde sie nur noch mehr ärgern.

Wenn wir dann wieder nach Hause müssen, spiel ich für 1 oder 2 Tage mal

beleidigte Leberwurst, aber nur mit Silvia. Papa Peter ist ja mein Bester, da

geht das nicht.

In letzter Zeit schimpft Silvia immer häufiger mit mir, weil ich immer

auf ihren Teppich herumlaufe. Ich solle auf meinen Kletterbaum oder Käfig 

bleiben sagt sie dann, ich sei doch ein Papagei und kein Teppichwanderer.

Aber die weiß ja gar nicht wie interessant das ist auf den Teppich Herumzulaufen,

sich in aller Ruhe mal alles anzusehen und Silvia mit dem herumlaufen zu ärgern.

Silvia ärgern, das mach ich am Liebsten, heute, morgen, übermorgen und immer weiter.

So geht mein Leben weiter( ich hoffe noch sehr lange ), beschützt und gehütet.

In diesem Sinne wünsch ich Euch was...

Euer Moritz   ( Oktober anno 2000 )

 

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